“Ein bullisher Markt wäre geradezu unlogisch im Moment”
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Der Mann ist studierter Naturwissenschafter, Postgraduate in Europäischem Gesetz und Betriebswirtschaftslehre, hat außerdem Elektrotechnik studiert und im Energie- sowie Hightech-Sektor in Europa, Russland und China gearbeitet. Er ist gefragter Redner und hielt Vorträge an prestigeträchtigen Events – vom World Economic Forum Davos über Crypto Summits zwischen Paris und Indien bis zum Britischen Parlament als “expert speaker on societal impact of blockchain”
Unter dem saloppen Pseudonym CryptoRobby analysiert Robert “Robby” Schwertner auf dem bestens bekannten Blog www.cryptorobby.com und auf LinkedIn aktuelle Themen zu Blockchain, NFTs und Metaverse. Wir hatten die Möglichkeit zu einem ausführlichen Interview:
Krypto-Monitor: Was zum Geier ist gerade los an den Kryptobörsen? Hast du eine Interpretation?
Robby Schwertner: Der Crash war vorhersehbar, es war klar, dass nach einer Run-Phase nun eine Korrektur kommen musst. Wer sagt, dass letztes Jahr großartig war und heuer in Depression verfällt, verkennt die Lage. Der Krypto-Markt ist jung, volatil und immer wieder für Überraschungen gut. Ein Blick auf den Bitcoin-Kurs zeigt: auch letztes Jahr fiel der Bitcoin-Kauf von 50.000 USD auf 25.000. Das heißt: Mit großen Ausschlägen ist zu rechnen. Klar, dass bei diesem Preisverfall von Bitcoin & Co und dem Totalabsturz von Terra/LUNA schon mal die Nerven blank liegen. Und ja, wir befinden uns mitten im Kryptowinter, Ende derzeit nicht in Sicht. Im Gegenteil: es wird holprig weitergehen, ein bis zwei schwierige Jahre stehen für Kryptowährungen bevor.
Krypto-Monitor: Warum diese pessimistische Prognose?
Robby Schwertner: Erstens: Die Zinserhöhung der US-FED von letzter Woche läutet eine Zeitenwende ein. Jetzt wird Inflation aktiv von der wichtigsten Zentralbank der Welt bekämpft. Kritiker behaupten, Bitcoin bietet keine Absicherung gegen die Inflation. Genau das Gegenteil ist zu bemerken. Geht es der Inflation an den Kragen – setzen also Staaten Maßnahmen, drückt das den Bitcoin-Kurs, übrigens ging auch der “sichere Hafen” Gold ordentlich in die Knie!
Zweitens: 2021 stiegen viele Technologie-affine Menschen neu in Kryptomärkte ein und nutzten Kryptobörsen, die zusätzlich zu Technologie-Aktien auch Kryptowährungen anbieten. Besonders Tech-Aktien kamen wegen Covid und Ukraine-Krieg stark unter Druck. Der Absturz der Technologie-Werte riss Kryptowährungen mit. Und die Unruhe an Aktienmärkte bleibt bestehen.
Drittens: Es gibt einen großen Zyklus bei Bitcoin, der sich auf alle Kryptowährungen auswirkt: Alle vier Jahre kommt es zum “Halfing”, der Halbierung der Bezahlung der Miner und mit ihm bekommt Bitcoin neuen Aufschwung, das nächste Halfing ist aber erst 2024, deswegen wäre ein bullisher Markt geradezu unlogisch im Moment.
Krypto-Monitor: Dein Tipp für Kryptofans im Kryptowinter?
In solchen Phasen versuche ich ruhigen Kopf zu bewahren: es gibt tolle News aus dem Krypto-Bereich, die derzeit kaum in Kursen reflektiert werden: Spotify interessiert sich für Krypto, Instagram plant die Integration von Ethereum, Solana, Polygon und Flow-NFTs. Die Vision eines Web3 und des Metaverse bietet Möglichkeiten für neue Business-Modelle, Marken wie Nike, Adidas aber auch NGOs nutzen jetzt schon die Möglichkeiten der Blockchain und NFTs. Wenn Marktteilnehmer voller Angst sind, gehen positiven Meldungen unter, ein Zeichen für einen jungen volatilen Markt: Entweder total überhitzt und von Influenzern hochgepumpt, oder – wie jetzt – überverkauft, trotz ausgezeichneten langfristigen Aussichten und guten News. Krypto-Wale und Großinvestoren kaufen übrigens gerade jetzt sehr selektiv ein, coin picking kann sich auszahlen. Man muss sich fragen, welche Projekte bestehen bleiben. Ich sehe mir etwa derzeit Smart-Contract Blockchains genau an, denn sie helfen das Web3 mit aufzubauen, das in 3-5 Jahren umgesetzt wird.
Krypto-Monitor: Wie ist deine mittelfristige Perspektive für den Kryptomarkt – in Bezug auf “klassische” Kryptowährungen?
Robby Schwertner: Mittelfristig, also in 2-5 Jahren sehe ich starke Erholung bei Bitcoin und Ethereum. Und Protokolle mit eigenen Ökosystemen wie Polkadot, Solana, eventuell auch Cardano und vielen weiteren Projekten mit echten technischen Innovationen haben gute Chancen auf ein Comeback. Für thematische Protokolle, die zB auf Datenspeicherung fokussieren, oder auf Energie, Mobilität wird es eng. Denn dies können auch Ökosystem-Protokolle leisten, die die technologische Basis für viele verschiedene, manchmal konkurrierende thematische Projekte bieten.
Krypto-Monitor: Du berätst ja eine Reihe von Start-ups. Wo siehst du im Moment die spannendsten Dynamiken?
Robby Schwertner: Ich berate Startups im Krypto-Bereich, hier liegt der Fokus darauf, inwieweit Token wirklich für das Geschäftsmodell Sinn machen. Viel mehr Startups berate ich aber, die keine Blockchains nutzen. Und hier beschäftigen wir uns mit der Frage: Gibt es Mitbewerber, die ähnliche Produkte anbieten, aber auch schon Blockchain nutzen, oder zumindest Proof of Concepts dazu entwickelt haben. Dies lege ich übrigens allen Unternehmen ans Herz: Seht euch an, wo andere Unternehmen desselben Wirtschaftszweig sich schon mit Blockchain-Lösungen beschäftigen. Oft sind es kleine News-Meldungen. Dann sollte man hellhörig werden, denn es kann sein, dass wir zukünftig in einer stärker “tokenisierten” Welt leben und dann sind die Unternehmen im Vorteil, die schon System für eine Tokenisierung gebaut haben, die anfangs eventuell auch gescheitert sind mit ersten Modellen, aber die daran gelernt haben und sich weiterentwickelten.
Krass finde ich zum Beispiel dass von klassischen Unternehmen und Startups in gleicher Weise übersehen wird, dass DAOs (Dezentralisierte Autonome Organisationen, Anm.) neue Marktteilnehmer sein können und als Wettbewerber auftreten. Ein Beispiel: ich unterstütze ein Startup im Bereich von neuartiger Haarwuchs-Technologie. Und wir sehen uns natürlich genau an, was dazu auf Blockchain passiert und siehe das, die HairDAO beschäftigt sich auch damit, das behalten wir im Auge, beteiligen uns und lernen daran!
Krypto-Monitor: Warum ist Österreich im Kryptobereich so umtriebig?
Robby Schwertner: Puh, keine Ahnung, nicht weil wir besonders eloquent und innovativ sind, vielleicht ist es hierzulande einfacher, die Politik davon zu überzeugen, dass es gute rechtliche Rahmenbedingungen für Startups braucht, dass Wien – hier sind mit Abstand die meisten Krypto-Startups angesiedelt – eine lebenswerte Stadt ist. Und ja, Faktum ist, dass Österreich ca 200 Firmen und Organisationen hat, die sich mit Blockchain, Kryptos und NFTs beschäftigen. Wir haben das in der Austrian Blockchain Landscape zusammengetragen.
Auch in Deutschland haben wir recherchiert, dort gibt es nur ca 500 Unternehmen, die Blockchain-affin sind, in Bezug auf die Größe des Landes hat Österreich, das 10x kleiner als Deutschland ist in Bezug auf BIP und Bevölkerung also ordentlich die Nase vorne. Allerdings ist die Schweiz mit dem Crypto Valley Zug weltweit sicher Spitze und besonders attraktiv für Krypto-Startups.
Krypto-Monitor: Wie nah oder wie fern sind wie von einem „marktreifen“ Metaverse?
Robby Schwertner: Wir sind weit weg von einem Metaverse, das wirklich cool ist, einer virtuellen Welt, in der frau/man wirklich gerne arbeiten möchte und vielleicht sogar einen Urlaub verbringt. Das Metaverse-Blockchain-Projekt Nr. 1 ist derzeit Decentraland, braucht noch extrem viel Arbeitsspeicher, Laptops rennen sofort heiß, wenn man sich darin bewegt, und die Grafik-Qualität erinnert and 2010, sogar SecondLive aus 2000 war besser. Da gibt’s einiges an Nachholbedarf sowohl von Hardware-Seite, Einführung von 6G und schnellem Wifi, viele neue Jobs und auch viele neue Ideen, was man eigentlich soll im Metaverse. Im Moment sind in Decentraland nur Events gut besucht und virtuelle Casinos, wo Poker gespielt wird, da ist room for improvement.
Krypto-Monitor: Sind NFTs here to stay?
Robby Schwertner: Oh ja, NFTs für Kunstobjekte sind nur der Anfang. Denn die Chance bei NFTs liegt zB darin Lieferketten auf Blockchain zu bringen, nachhaltigere Materialien mit Ursprungszertifizierung auszustatten, die dann weiterverfolgbar bis zum Endprodukt und auch zum Abfall und zur Recyclinganlage bleiben. Oder NFTs für Proof Of Attendance (PoA) bei Kursen, Ausbildungen, Unis, die dann in CVs die keine Word Docs mehr sein werden, sondern in Student-Wallets, in denen die PoAs gespeichert sind und ArbeitgeberInnen gezeigt werden können.
Krypto-Monitor: Deine optimistischte Krypto-Vision für die Zukunft?
Robby Schwertner: Oh ich bin sehr optimistisch: Blockchain-Technologie bietet viele Chancen die Welt ein Stückerl besser zu machen. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass die Innovationen einen Mehrwert für Menschen, für die Gesellschaft schaffen, einen #ReturnOnSociety, so nenne ich das, es ist eine Initiative die ich gestartet habe, mit der wir Projekte unterstützen, die tatsächlich soziale Innovationen ermöglichen. Sei es leichteren Zugang zu einem Bankkonto, oder einfachere Steuererklärung, günstigere Transferzahlungen, bessere Möglichkeiten der Mitbestimmung, neue Systeme für Wahlen und so weiter.
Krypto-Monitor: Danke, Robby!