Musk und Buterin twittern: Ist das die Krypto-Zukunft?

Elon Musk beim Twittern ist gleichermaßen verhaltenskreativ wie einflussreich. Vor wenigen Tagen gab er nur „Ethereum“ im Kurznachrichtendienst von sich, und die Aufregung in der Krypto-Zwitscher-Community war groß. Dann gesellte sich Ethereum-Gründer Vitalik Buterin in den Thread, und es wurde konkreter.


Musk fragte, was auf Ethereum entwickelt werden sollte. Ob diese Frage sonderlich ernst gemeint war oder nicht, verläuft sich im wenig nachvollziehbaren Gedankenlabyrinth des Tesla- und Space-X-Gründers. Buterin, jedenfalls, ließ sich nicht zwei Mal bitten und legte los. Es folgte eine Aufzählung, die als Krypto-Anwendungsknigge noch Furore machen könnte. Und zwar nicht nur für Ethereum, sondern vielleicht für die bedeutensten Kryptowährungen allgemein.

Buterins 13 Entwicklungs-Visionen

1. Erste Anwendungsmöglichkeit, die Buterin anführt, ist die bereits bekannteste: Kryptowährungen (beziehungsweise Ethereum) als global zugängliches Finanzsystem, das alle Funktionen wie Wertanlage und Zahlungsflüsse, aber auch Fortgeschrittenes („advanced stuff“) wie Versicherungen abdeckt.
2. Sign in: Anstatt dem ubiquitären „Mit Facebook anmelden“ könnte ein Sign-in mit Ethereum erfolgen – die Identität des Users wäre sichergestellt, ohne eine dazwischen geschaltete Company zu benötigen, die natürlich immer Privacy-Fragen aufwirft.
3. Jede Art von Verzeichnissen – sobald auf Blockchain sind sie sicher und transparent. Aber vor allem bedarf es keiner Kontrollinstanz, Verzeichnisse (im Immobilienbereich gibt es ja schon Pilotprojekte) werden dadurch überparteilich.
4. Neue Organisationsformen der Zusammenarbeit und – weiter gedacht – neue Regierungsformen: dezentral und selbstständig.
5. Micropayments: Minizahlungen, die mit den aktuellen Finanzsystemen nicht effektiv abgewickelt werden können.
6. Persönliche Daten im Zusammenhang mit Machine Learning und Smart Contracts. Von Buterin nur vage angesprochen, könnte man sich etwa eine überparteiliche Alexa vorstellen.
7. Ein Ethereum-basierter Mechanismus, der Spams, Fakes und Content von Bots in Social Media automatisiert disqualifiziert.
8. Das Gegenstück zu Punkt 7: Ein Micropayment-Bezahlmodell, das Autoren für guten Content entlohnt.
9. Neue Modelle für Handelsplätze, selbstregulierende Börsen und Auktionen. (An Kryptobörsen werden einige mögliche Mechanismen ja bereits gelebt.)
10. Ein Charity-Sticker für verifiziertes Spenden, der dann in allen ETH-(d)apps zum User gezeigt wird.
11. Ein Anreizsystem für Peer-to-peer-Marktplätze, um Internet-Connectivity zu generieren.
12. Niederschwellige Systeme zu Identitäts-, Leumunds- und Kreditwürdigkeitsnachweisen für Menschen, die über wenig Ressourcen verfügen, wie etwa Flüchtende.
13. Dezentralisierte Domain-Name-Server-Systeme.
Punkt 13 erschließt sich wohl eher nur der Zielgruppe „Nerd“. Sonst kann man sich in Aufzählung durchaus zukunftsträchtige Szenarien vorstellen. Dem Ethereum-Kurs hat diese Musk-Show natürlich nicht geschadet. Und die Frage, welche Anwendungen für Kryptowährungen beziehungsweise Blockchain tatsächlich bald alltägliche Realität werden, stellen sich ja viele.
Wer kann sonst die Antwort erahnen, wenn nicht Buterin?
 
 

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Sascha Bém
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