Gastbeitrag: „NFTs – ist das unsere bizarre neue Welt?“

NFT? WTF! Im Frühsommer checkte ich ein paar Preise von NFTs (Non-Fungible Tokens), und mich überkam eine massive FOMO („Fear Of Missing Out“). Da waren Summen im Spiel – unglaublich! Und wofür? Selbst Experten schienen sich schwer zu tun, mit in wenigen Worten klar zu vermitteln, wofür NFTs stehen.

Für das – durch einen NFT verbriefte – exklusive Besitzrecht am ersten Twitter-Tweet wurden umgerechnet 2,7 Million € hingeblättert. Der Durchschnittspreis für Bored Apes lag bei 190.000 €. Zur Erinnerung: die gelangweilten Affen sind eine Reihe von Profilbildern, jeweils einzeln von einem Algorithmus erstellt. Ja, mehr nicht.

Ein paar skurrile NFT-Beispiele…

Schwer zu übersehen war auch der Aufprall der NFTs auf dem Markt der Luxusuhren. In einem Segment, das etwa auf Handelsplattformen wie Chrono24 reale Exemplare weit jenseits der 100.000 € zeitigt, ist auch offensichtlich Platz – und Budget – für digitale Erweiterungen: Ein anonymer Käufer ersteigerte den NFT einer SF24 Tourbillon vom Hersteller Jacob & Co. im vergangenen Jahr für 100.000 US-Dollar. Der Hersteller Breitling setzte bereits seit 2020 auf die Blockchain als Tool für Fälschungssicherheit.

Allerdings: schon Ende Juni zeugten Zahlen von einer Rückläufigkeit des Trends – von einer NFT-Abwärtsspirale ist die Rede. Das Interesse der Web-Community am Thema NFT lässt nach. Eine aktuelle Google-Trends-Grafik (siehe unten) zeigt den prozentualen Verlust des Suchinteresses im Verlauf der letzten Monate.

Auch die Preisentwicklung ist… suboptimal. Der erste Tweet ist vom 2,7-Million-Euro-Collectible zum Schnäppchen mit einem aktuellen Höchstangebot von umgerechnet 130,06 € geworden. Die Preise für Bored Apes verloren laut Plattform „NFT Price Floor“ gut ein Drittel ihres Wertes.

Die These ist zulässig: Dass nämlich NFTs in Zukunft weiterhin bestehen bleiben – aber lediglich als Tool zur Verifizierung eines einmaligen (digitalen) Objekts oder in einem Metaverse, wo die Grenzen zwischen virtueller und gegenständlicher Welt verschwimmen könnten.

Die Zeiten des ausufernden Hypes mit verrückten Spekulationsgewinnen (und -verlusten!) scheint jedenfalls fürs erste vorbei zu sein.

Zur Autorin: „Krypto-Elli“ ist deutsche Expertin für Blockchain-Anwendungen im Luxussegment.

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