Facebook übernimmt Chainspace: Trend zur eigenen Coin für große Plattformen?

Der Krypto-Monitor berichtete bereits im Dezember des Vorjahres von Facebooks Krypto-Ambitionen. Nun wurde in diesem spanenden Fortsetzungsroman aus dem Hause Zuckerberg das nächste Kapitel aufgeschlagen:

Acqui-hire von Chainspace

Facebook hat – wie gestern, Montag bekannt wurde, Chainspace de facto übernommen, indem es das Team des Start-ups engagiert hat. (Dieser Move wird in der Szene in dem Kofferwort „acqui-hire“ zusammengefasst.) Aber wer oder was war Chainspace?
Mehrere Forscher aus dem Umfeld des University College London hatten sich zusammengetan, um eine dezentrale Plattform zu schaffen, die – Ethereum ETH oder Ripple XRP (mit Plattform Codius) nicht unähnlich – möglichst Smart-Contract-freundlich sein soll sowie in der Skalierbarkeit mit klassischen Transaktionssystemen wie VISA mithalten kann.
Chainspace konnte bereits ein paar Milestones setzen: So wird die Plattform in dem EU Projekt Decode eingesetzt, in dem es darum geht, online generierte persönliche Daten besser zu kontrollieren. Auch bei den Transaktionsgeschwindigkeiten scheint man schon Kryptosaurier wie Bitcoin BTC weit hinter sich zu lassen. Technisch? Lola Oyelayo, Chefin der Product Strategy bei Chainspace, auf medium.com salopp: „Es ist nicht nur eine Blockchain, es ist eine verdammt gute mit herausragenden Denkern im Hintergrund.“
Diese Blockchain-Variante scheint tatsächlich speziell konstruiert, so sind Node-Tätigkeiten getrennt zwischen ausführenden und kontrollierenden. Während ein beteiligter Teil die Exekution einer Transaktion erledigt, kann sich der andere lediglich auf die Kontrolle konzentrieren. Das könnte in der Skalierbarkeit erhebliche Vorteile bringen.
Nachdem Chainspace erst vor der ersten größeren Finanzierungsrunde stand, kann man davon ausgehen, dass der Acqui-hire für Facebook im Timing glücklich – und wohl auch ein Schnäppchen war. (Apropos: Zum Schmökern, welche Coins für Sie zum Schnäppchen werden könnten, besuchen Sie unsere großen Kryptobörsen-Vergleich.)

Jeder Online-Plattform ihre Coin?

Diese Übernahme ist zwar die erste, sicher aber nicht die letzte in Facebooks Bestrebungen, seine eigene Kryptowährung zu schaffen. An dem Projekt arbeiten laut Insidern derzeit „erst“ 50 bis 100 Experten. Dass Facebook seine Messenger-Dienste zusammenlegt, könnte auch mit der Blockchain- beziehungsweise Kryptowährungs-Integration zu tun haben. Die Fantasie, dass ein Dienst Milliarden Menschen direkte Zahlungen ohne Vermittler ermöglicht, wird wohl einige Banker nachts schweißgebadet aufwachen lassen.
Damit aber noch nicht genug: Changpeng Zhao, seines Zeichens Chef der mächtigen Kryptobörse Binance, twitterte vor wenigen Tagen, dass Amazon sicher nicht an einer eigenen Kryptowährung vorbeikomme – sie sei „leichter, schneller und günstiger als klassischen Zahlungsmethoden“.
Und Jack Dorsey, CEO von Twitter, sagte soeben in dem meinungsmachenden Podcast Joe Rogan Experience (mehr als 15 Millionen Hörer pro Monat!): „Ich glaube, dass das Internet seine eigene Währung haben wird. Ich denke, es wird Bitcoin sein.“
Die Frage sei erlaubt: Welches Business gibt es heute überhaupt noch ohne Internet?

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Sascha Bém
Sascha Bém
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