Erstes börsennotiertes Krypto-Index-Produkt: Durchbruch in der Schweiz?

Schon lange hofft die Kryptoszene auf eine Erschließung der traditionellen Finanzmärkte. Zum einen würde sich dadurch die Türe zu institutionellen Anlegern öffnen, zum anderen würde sich wohl mit den wachsenden Volumina Marktmonetarisierung sowie Volatilität für alle Beteiligten positiv entwickeln. Und das würde den Börsen aktuell gut bekommen. (Hier geht’s zu unserem Vergleich der wichtigsten Krypto-Exchanges.)
Nun schien es endlich soweit, denn eine Schlagzeile machte die Runde: Erster Bitcoin-ETF in der Schweiz zugelassen! Und tatsächlich: die Schweizer Wertpapierbörse SIX gab soeben grünes Licht für ein Derivatprodukt des Schweizer Unternehmens Amun AG – und somit laut dessen Eigendefinition für „Das weltweit erste börsenkotierte Krypto-Index-Produkt“. (Anmerkung: „börsenkotiert“ ist vor allem in der Schweiz üblich für „börsennotiert“.)

ETF oder ETP, das ist hier die Frage

Der Kryptokorb hat den bezeichnenden Namen HODL (was ein Insider-Gag im Kryptobusiness ist „Hold On For Dear Life“ – frei übersetzt „Schnallt euch an!“) und setzt sich wie folgt zusammen: Bitcoin (49,7 Prozent), Ripple (25,4 Prozent), Ethereum (16,7 Prozent), Bitcoin Cash (5,2 Prozent) und Litecoin (3 Prozent).
Entgegen anders lautenden Meldungen ist aber der HODL noch nicht der ganz große Durchbruch der Kryptoszene ins Börsengeschäft. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich nämlich nicht um einen ETF (Exchange Traded Fund, börsengehandelter Fonds), sondern „nur“ um ein ETP (Exchange Traded Produkt, ein börsengehandeltes Produkt). ETP ist demnach der Überbegriff für jeden gehandelten Wert.
Das bestätigt auch Amun auf der eigenen Webseite: „Wir bieten ein an der Schweizer Börse (SIX) gelistetes Exchange Traded Product (ETP) an, das Ihnen Zugang zu einem diversifizierten, marktkapitalgewichteten und monatlich rebalancierten Korb der wichtigsten Krypto-Assets verschafft.“

Was wäre bei einem ETF anders?

Die meisten an Börsen gehandelten Fonds sind Indexfonds, die einen bestimmten Börsenindex (DAX, Dow Jones…) möglichst exakt abbilden. Wäre ein Kryptokorb in der Lage, einen Börsenindex wiederzugeben, wäre die Hochschaubahnfahrt der Kurse – aktuell mehr Tal- als Bergfahrt – beendet.
Noch ist es nicht soweit. Der Amun Index, an dem sich HODL orientiert, ist etwas kryptisch formuliert und habe das Ziel laut Amun, „die Wertentwicklung der wichtigsten und liquidesten Krypto-Assets abzubilden und diese auf der Basis einer Marktkapitalisierung von 2050 einzuordnen.“
Es könnte auch an dieser vagen Definition liegen, warum die Kurse für Bitcoin & Co. trotz der good news aus der Schweiz noch nicht durch die Decke gegangen sind. Wir bleiben gespannt – und für Sie dran!
Mehr zum Thema: Hier finden Sie unser Verzeichnis aller Kryptowährungs-Bankomaten der Schweiz mit interaktiver Karte.

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Sascha Bém
Sascha Bém
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